Moos, Metall und meisterliche Verarbeitung überzeugen Jury

Kreativität, Handwerkskunst und gestalterisches Feingefühl standen im Mittelpunkt der ersten Meisterstückausstellung der Holzfachschule Bad Wildungen in diesem Jahr. Im Rahmen dieser traditionsreichen Veranstaltung wurden am Sonntag die Arbeiten des aktuellen Meisterkurses im Tischlerhandwerk gewürdigt – darunter auch die drei herausragenden Stücke, die mit dem Wildunger Designpreis ausgezeichnet wurden.
Natur trifft Innovation
Den ersten Platz sicherte sich Christian Flock aus Niederdorla in Thüringen mit einem ebenso ausgefallenen wie überzeugenden Sideboard mit dem Titel „50 GRAD“. Das Möbelstück verbindet
amerikanischen Nussbaum, Metall und echtes Moos zu einem stimmigen Gesamtkonzept. Die Klappen und Schubkästen des geölten Nussbaum-Korpus lassen sich wie eine organische Hülle ausklappen – ein
raffiniertes Detail, das durch eigens entwickelte Seilzugträger und Holzscharniere technisch ebenso anspruchsvoll wie elegant umgesetzt wurde. Die mit Moos belegte Rückwand wird durch ein
integriertes LED-Band in Szene gesetzt und verleiht dem Stück eine lebendige, natürliche Atmosphäre. Die Jury lobte das hohe handwerkliche Niveau ebenso wie die spielerische Gestaltung, die das
Möbel „zu einem echten Erlebnis“ mache.
Skulpturales Wohnen
Den zweiten Platz belegte Timon Lohnes aus dem hessischen Rödermark mit seinem Wohnzimmermöbel „VERNETZT“. Die Konstruktion aus Eiche, Linoleum und schwarzem Glas überzeugt durch ihr skulpturales
Erscheinungsbild. Die offene, vernetzte Hülle aus filigranen Eichenholzstäben verleiht dem Möbel eine schwebende Leichtigkeit – ein Eindruck, der sich auch im Inneren fortsetzt, wo ein kleiner
Korpus zwischen zwei Glasböden zu schweben scheint. Integrierte Lichtakzente runden das klare und zugleich komplexe Gestaltungskonzept ab. Die Jury würdigte die präzise Verarbeitung, die
geschickte Materialwahl und das stimmige Design auf „handwerklich sehr hohem Niveau“.
Charaktervolles Möbel für den Flur
Auf dem dritten Platz landete Jacob Wünsche aus dem Westerwald mit seinem stilvollen Möbel „BONE“. Die Kombination aus dunklem Räuchereichen-Furnier außen und einem lackierten Innenkorpus in
Narzissengelb schafft einen reizvollen Kontrast zwischen Hülle und Kern. Raffinierte Details wie die große, per Tast-Sensor zu öffnende Schublade zeigen das handwerkliche Können ebenso wie den
gestalterischen Anspruch des Stücks. Das Möbel ist funktional durchdacht und gleichzeitig ein echter Blickfang im Flur – so das Urteil der Jury.
Vielfalt, Präzision und Leidenschaft
Insgesamt präsentierten 32 Absolventinnen und Absolventen ihre individuell entworfenen, geplanten und gefertigten Meisterstücke in der Aula der Holzfachschule. Die Ausstellung, die traditionell
zahlreiche Gäste aus dem familiären, beruflichen und öffentlichen Umfeld anzieht, zeigte eindrucksvoll die kreative Bandbreite und das technische Können der neuen Meistergeneration.
Schulleiter Hermann Hubing betonte in seiner Ansprache die außergewöhnliche Qualität und Vielfalt der Arbeiten: „Die Leidenschaft für das Detail, die Liebe zum Material und die gestalterische
Kraft sind in jedem einzelnen Stück spürbar. Unsere Absolventinnen und Absolventen haben eindrucksvoll gezeigt, was das Tischlerhandwerk heute leisten kann.“
Die offizielle Übergabe der Meisterbriefe an die Jungmeisterinnen und -meister erfolgt am 20. September 2025 im Rahmen der großen Meisterfeier der Holzfachschule.